Über Weihnachtsfeiern, Strandschlappen und Kompromisse

Haben wir sie also hinter uns gebracht, die ersehnten und doch gefürchteten Weihnachtsfeiertage… Es gibt wohl nicht viele Tage im Jahr, die mit derart gemischten Gefühlen behaftet sind, wie diese drei Tage… Jedenfalls unter denen, die sie feiern. Es beginnt mit einer Vorfreude, die ihresgleichen sucht – nicht einmal der eigene Geburtstag wird im zarten Alter von sechs so sehr herbeigesehnt, wie Weihnachten. Dann, wenn man als erwachsen gilt, kommen Gefühle wie „wuah, Familientürk“ auf, man versucht sich zu drücken oder erhofft sich endlich die Aufmerksamkeit, die man während des Jahres so entbehrt hat. Enttäuschung ist vorprogrammiert, zumal die Gastgeberin allen alles recht machen will. Eigentlich scheint es einfach, da es ja um Weihnachten geht und wir alle die gleichen Vorstellungen von einem schönen und gepflegten Fest haben. Sollte man meinen, doch leider ist das nicht wirklich so.

Vor vielen Jahren bin ich mit meiner Familie, meiner Freundin und ihrer Mutter nach Spanien in die Ferien geflogen. Die Voraussetzungen waren genau gleich, wie vor dem Weihnachtsfest. Der Plan war, schöne Ferien zu haben, in das Städtchen zu gehen, am Strand zu liegen und es einfach zu geniessen. Wir wollten ja alle dasselbe! Was sollte da schon schiefgehen?

Doch schon beim ersten Abendessen tauchten Probleme auf. Während die sparsame Mutter meiner Freundin ihre gehamsterten Reste vom Menu im Flugzeug nicht verkommen lassen wollte, stellte sich ihre Tochter einen munteren Abend in einer belebten Pizzeria am Strand vor. Mein Partner war auf Diät und ich hatte auf der Fahrt zum Hotel ein chinesisches Restaurant gesichtet, dessen Anblick mir das Wasser im Munde zusammenlaufen liess. Als Abrundung dieser Kontraste plärrte meine Tochter lautstark nach MacDonalds, wo es angeblich den einzigen geniessbaren Frass auf der iberischen Halbinsel gab.

Am nächsten Tag kam’s noch schlimmer. Der Plan lautete Stadtrundgang. Meine Freundin und ich freuten uns auf ausgiebiges Shoppen mit gelegentlichen Abstechern in die zahlreichen Kaffees, während mein Partner sich auf seine Aufgabe als Konsum-Bremsklotz einstellte und meine Tochter bereits im Hotel ihre Nörgeltirade anstimmte. Doch mit den Ideen der Mutter meiner Freundin hatten wir gar nicht gerechnet. Sie stellte sich als ehemalige Architekturstudentin mit Vorlieben für Antikes unter einem gemütlichen Stadtrundgang das Erklimmen verfallener Stadtmauern vor inklusive die Besichtigung jeder noch so unbedeutenden Kirche und das Abklappern jeden Museums. Darauf waren wir mit unseren Strandschlappen nun wirklich nicht vorbereitet und alleine wollte sie nicht gehen. Letztendlich haben wir mit Diskutieren und mit der Kompromissfindung mehr Zeit vertrödelt, als es gekostet hätte, wenn wir eins nach dem andern unternommen hätten…

Drum scheint es mir wirklich lohnend, dass jeder seine konkreten Vorstellungen kundtut, bevor man sich zu so einem Abenteuer aufmacht. Dann merkt man ziemlich schnell, wo man auf der gleichen Welle reitet, was passt, und wo man im Gegenzug Kompromisse finden oder sich trennen sollte, damit jeder seine Bedürfnisse befriedigen kann. Beim Weihnachtsfest sollte man das auch so machen. Werden vorgängig auch gleich die Rollen verbindlich verteilt, kann jedenfalls von der Organisation her nicht mehr viel schief laufen. Du machst den Hauptgang, du dekorierst, du beschaffst das Dessert und du bist für die Musik verantwortlich. So organisiert, sind als Variablen nur noch die Launen der Beteiligten zu beachten. Da kann man dann mit der Sitzordnung das Schlimmste verhindern…

Bei uns ging es an diesem Weihnachtsfest soweit friedlich zu und her. Einziger Anstoss war das Handy, welches immer wieder zur Hand genommen wurde, weil jemand ein SMS bekommen hatte, und so die Anwesenden mit dem schalen Gefühl der zweiten Wahl zurückliess. Das darf man aber nicht so eng sehen, finde ich (…ich war ja auch eine davon, die dem Ruf des Mobiltelefons nicht widerstehen konnte). Ich verteidige meine Haltung mit der Tatsache, dass trotz meiner selber gemachten Singbüchlein kein einziges Weihnachtslied gesungen wurde, weil alle Hemmungen hatten und so ausser meines künstlichen Christbaums, der katzensicher in der Ecke stand, nichts darauf hinwies, dass es sich um das bedeutendste christliche Familienfest des Jahres handelte. Es war trotz alledem ein gelungenes Fest, friedlich, verfressen, feuchtfröhlich, und artig gaben wir alle das Beste… Jetzt steht noch die Silvesterparty an. Die feiern wir im engsten Rahmen und lassen es uns als Abschluss dieses doch sehr turbulenten Jahres noch einmal so richtig gutgehen.

 

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen friedlichen, fröhlichen und kurzweiligen Rutsch ins neue Jahr!

Herzlichst Eure

Daniela

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