Von Seide und Viskose, Tierquälerei und Raupen-Leben nach dem Tod

Kürzlich schrieb mir eine Kundin – sie hatte ein paar Fragen zur Seide, ihren Eigenschaften und ihrer Pflege. Daraus ergab sich ein Briefwechsel, der heute im Vergleich zwischen #Seide und anderen natürlichen Fasern mündete. Sie brachte Bambusfasern ins Spiel, die sich auch sehr geschmeidig, glänzend und weich verarbeiten lassen. Ja, Bambusfasern sind auch sehr angenehm, haben jedoch einen grossen Nachteil gegenüber Seide: Das Gewebe ist sehr sehr schwer. Es hat nicht die Eigenschaften der Seide sondern die von Viskose, was es ja eigentlich auch ist.

Seide ist anders als alle anderen Fasern – ob synthetisch oder natürlich. Pflanzliche Fasern sind sehr saugfähig, doch sie trocknen die Haut aus, weil sie auch den natürlichen Hautschutzfilm zusammen mit der Feuchtigkeit aufsaugen. Seide hingegen ist zwar auch sehr saugfähig, doch sie „spiegelt“ den Hautschutzfilm, das heisst, sie belässt ihn auf der Haut wie eine zweite Haut, ohne dass es sich feucht anfühlt, denn wie gesagt, das Wasser an sich wird von der Seide aufgenommen. Zudem pflegt das in Seide enthaltene Sericin die Haut auf natürliche Weise.

Da sich Bakterien auf Seide nicht ernähren können, können sie sich schlecht vermehren und so entstehen kaum Gerüche. Staubmilben, die sich in jeder pflanzlichen Faser ausserordentlich wohl fühlen, weil sie sozusagen im Schlaraffenland sind, empfinden Seide als öde Wüstenlandschaft. Nicht, weil #Seide giftig ist, sondern, weil sie nichts zu futtern haben. Seide besteht aus #Aminosäuren und diese stehen nicht auf dem Speiseplan von Insekten und Spinnen. Das halte ich für einen enormen Vorteil von #Seide. Für Allergiker ist #Seide ein Segen, denn wer will schon in einem synthetischen Bett schlafen?

Bei meinen Recherchen über Seide stiess ich auf einen Artikel, in welchem die #Seidenproduktion als schlimme #Tierquälerei dargestellt wird. Die armen Würmchen würden in ihren #Kokons bei lebendigem Leib gekocht und so aufs Grausamste aus ihrem Leben gerissen. Nun, für Seide sterben in der Tat Tiere. Doch entgegen der häufigen Meinung, sie würden brutal getötet, sterben sie auf äusserst schnelle und schonende Weise und in einem Zustand, in welchem sie sozusagen in einer Zwischenwelt verweilen, dann, wenn sich ihre Metamorphose in Gang gesetzt hat.

Ich bin eine grosse Tierfreundin und töte trotz meiner Arachnophobie nicht einmal Spinnen (mit aufgestellten Haaren und von Ekel geschüttelt, fange ich die Tierchen ein und lasse sie draussen an einer geeigneten Stelle wieder frei). Die #Seidenspinnerraupen aus deren #Kokons #Seide hergestellt wird, leiden nicht, wenn sie sterben. Sie werden lediglich des zweiten Teils ihres Lebens beraubt, der allerdings bei weitem nicht so schön ist, wie der erste, wo sie sich nach Herzenslust mit ihrer Lieblingsspeise, den #Maulbeerblättern, vollstopfen dürfen.  Nach dieser Zeit der Fülle spinnen sie sich satt und wohlgemut in ihren #Kokons ein, legen sich schlafen und erwachen wieder dort, wo sie sich dereinst in ihr irdisches Leben aufgemacht haben.

Das hat nichts gemeinsam mit enger Käfighaltung, unnatürlicher Fütterung, unnötiger Medikation, Trennung von Mutter und Kind, Tiertransporten, grausamen Operationen zur Profitsteigerung und brutalen Metzgereien.

Die #Seidenproduktion ist zudem sehr ökonomisch, denn es gibt kaum Abfälle. Sogar der Kot der Tiere endet als hochwertiger Dünger und die toten Raupen finden als Fischfutter Verwendung.

Übrigens: Wusstet Ihr, dass auch in der #Schweiz #Seide produziert wird? Die Schweiz hatte früher sogar eine richtige #Seidentradition! Das habe ich vor einigen Tagen beim Surfen im Internet erfahren. Es gibt inzwischen wieder Höfe, die dieses alte Handwerk aufleben lassen, #Seidenraupen züchten und Seide herstellen. Man kann einige dieser Höfe besuchen – sie bieten zum Teil Führungen durch ihre #Seidenraupenzucht durch.

Ich wünsche Euch einen tollen Tag mit viel, viel Freude bei allem, was Ihr tut.

Herzlichst

Eure Daniela Feldmann